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In 6 Schritten zu den richtigen SDGs für Dein Unternehmen

Updated: Jan 24, 2023



Mit den Sustainable Development Goals haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 Richtlinien dafür geschaffen, wie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dazu beitragen können, dass soziale Ungerechtigkeit abnimmt und die Erde ein bewohnbarer Ort bleibt. Start-Ups, die sich jetzt gründen, können von Anfang an darauf achten, zur Erreichung der Ziele beizutragen, bzw. mit ihrer Geschäftsidee einen konkreten Lösungsansatz für eines der Ziele umzusetzen.


Für Unternehmen, die schon etablierter sind, wird es hingegen kniffliger - Prozesse sind bereits erprobt, das Geschäftsmodell steht und die Frage, welche SDGs für das Unternehmen relevant sind, ist oft nicht schnell zu beantworten. Doch hier wollen wir Abhilfe schaffen! Ressourcenschonend und sozial zu handeln, zahlt nicht nur aufs Karma-Konto ein, sondern ist vor allem dringend notwendig. Wichtig ist, dass alle Mitarbeitenden und die Führungsetage an einem Strang ziehen und dass es einen Plan und eine feste Zielsetzung gibt.


Im Folgenden erwarten Dich sechs Schritte, die Dir dabei helfen zu identifizieren, zur Erreichung welcher Sustainable Development Goals dein Unternehmen beitragen kann und welcher Weg für euch der richtige ist.


Die Sustainable Development Goals und Wirtschaft - passt das überhaupt zusammen?


Hand aufs Herz - dass es wichtig ist, sich sozial und nachhaltig zu verhalten, ist mittlerweile bei den meisten angekommen. An der Umsetzung hapert es zum Teil jedoch noch gewaltig. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen ohne direkte Verbindung zu den SDGs eher dazu beiträgt, dass diese nicht erreicht werden, ist hoch. Die gute Nachricht: Das muss nicht sein. Denn auch Unternehmen, die schon länger tätig sind, können SDGs identifizieren, bei deren Erreichung sie helfen können. Hier ist nicht die Rede davon, an Organisationen zu spenden, die sich beispielsweise für die Bekämpfung von Armut einsetzen, sondern von Anpassungen der Geschäftsmodelle, der Entscheidungsfindung und des Mindsets im Unternehmen.


Die passenden SDGs zu identifizieren ist ein spannender Prozess, für den es sicherlich auch den Mut braucht, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Alles beginnt damit, den Status Quo zu erfassen und den schönen, und vielleicht auch unschönen, Tatsachen ins Auge zu blicken.


Das Setting: Wie schon erwähnt, lohnt es sich, die Mitarbeitenden mit in den Prozess einzubeziehen. Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Umsetzung der Maßnahmen, die festgelegt werden, sondern sorgt auch dafür, dass viele Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln und unterschiedlichen Erfahrungen bedacht werden. Nehmt Euch genug Zeit dazu, die Schritte in Ruhe zu durchlaufen.



Schritt 1: Den Status Quo analysieren


Im ersten Schritt geht es darum herauszufinden, auf welches Sustainable Development Goal Euer Unternehmen den größten Einfluss nimmt. Ob der Einfluss positiv oder negativ ist, spielt noch keine Rolle. Einfluss in jede Richtung ist wichtig.

Hierbei hilft Euch unser Blogartikel mit einer Übersicht und Erklärung jedes einzelnen Sustainable Development Goals. Es ist sinnvoll, sich für diesen ersten Schritt Zeit zu nehmen, denn er ist die Grundlage für den Rest des Prozesses.


Um den Status Quo herauszufinden, können folgende Fragen hilfreich sein:
  • Haben wir direkten Einfluss auf dieses Sustainable Development Goal?

  • Ist dieses SDG mit unserem Unternehmenszweck verknüpft?

  • Welchen positiven Einfluss haben wir auf dieses SDG?

  • Welchen negativen Einfluss haben wir auf dieses SDG?

  • Arbeiten wir mit Organisationen zusammen, die direkten Einfluss auf dieses SDG haben?

Es lohnt sich, diese Fragen für alle SDGs durchzugehen und für jedes Ziel festzuhalten, ob Einfluss genommen wird und wenn ja, welcher. Ist das geschehen, geht es weiter zum nächsten Schritt.


Beispiel zu Schritt 1

Ein Bio-Limonade Unternehmen aus Aachen hat vier Sorten im Angebot: Hollunder-Minze, Orange-Oregano, Gurke-Rosmarin, und Zitrone-Hibiskus. Bereits vor 10 Jahren gingen die Getränke auf den Markt. Auch wenn die Produkte schon in Bio-Qualität hergestellt werden, möchte man herausfinden, zur Erreichung welcher SDGs das Unternehmen beitragen kann.



Im ersten Schritt werden also alle SDGs geprüft und die Fragen beantwortet. Beispielhaft haben wir das für zwei SDGs gemacht:


​Frage

Beispiel-Antwort

Haben wir direkten Einfluss auf dieses Sustainable Development Goal?

Ja, denn wir Produzieren und regen auch zum Konsum an

Ist dieses SDG mit unserem Unternehmenszweck verknüpft?

Ja, denn wir möchten Limonade verkaufen, und ggf. das Konsumverhalten der Kund:innen positiv verändern

Welchen positiven Einfluss haben wir auf dieses SDG?

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette werden Bio-Produkte genutzt, Pfandsystem, wenig Müll, …

Welchen negativen Einfluss haben wir auf dieses SDG?

Teilweise hoher CO2 Ausstoß durch Produkte, die geflogen oder verschifft werden (Orangen, Hibiskus, …), grundsätzlich wird ein Konsumprodukt hergestellt, möglicherweise hoher Zuckergehalt der Getränke, …

Arbeiten wir mit Organisationen zusammen, die direkten Einfluss auf dieses SDG haben?

Produzierende der Rohstoffe, die für das Getränk notwendig sind, …


Fazit: Das Unternehmen hat direkten und indirekten Einfluss auf das SDG 12. Daher sollte dieses Sustainable Development Goal im weiteren Verlauf näher betrachtet werden.



Frage

Beispiel-Antwort

Haben wir direkten Einfluss auf dieses Sustainable Development Goal?

Nein

Ist dieses SDG mit unserem Unternehmenszweck verknüpft?

Nein

Welchen positiven Einfluss haben wir auf dieses SDG?

Es gibt keinen

Welchen negativen Einfluss haben wir auf dieses SDG?

Es gibt keinen

Arbeiten wir mit Organisationen zusammen, die direkten Einfluss auf dieses SDG haben?

Wahrscheinlich nicht, wäre zu prüfen

Fazit: Der Einfluss, den das Unternehmen auf dieses SDG nimmt, ist sehr gering. Daher kann das SDG aus der Betrachtung herausgenommen werden.



Schritt 2: Gruppen bilden und Reihenfolge festlegen


Direkt oder indirekt nehmen die meisten Organisationen Einfluss auf mehrere Sustainable Development Goals. Nun gilt es herauszufinden, in welchem Bereich Ihr den größten Impact haben könnt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es sich entweder um ein SDG handeln, zu dessen Erreichung ihr bereits jetzt beitragt, oder das genaue Gegenteil. Auch wenn es unbequem sein kann - herauszufinden, in welchen Bereichen Handlungen der Umwelt gerade mehr schaden als nutzen, bringt die Möglichkeit mit sich, diese Handlungen anzupassen und positiv Einfluss zu nehmen.


Um die Reihenfolge zu ermitteln, können drei Gruppen gebildet werden:

  1. SDGs auf die direkt Einfluss genommen wird

  2. SDGs auf die indirekt Einfluss genommen wird

  3. SDGS auf die kein Einfluss genommen wird

Wenn das erledigt ist, gilt es, den Einfluss messbar zu machen - das passiert im nächsten Schritt.


Beispiel zu Schritt 2

Wir bleiben bei unserem Bio-Limonade Beispiel und gehen die beiden SDGs durch, die im ersten Schritt schon initial bewertet wurden.


SDG 12 “Nachhaltig konsumieren und produzieren”: Hier wurde festgestellt, dass sowohl direkt als auch indirekt Einfluss genommen wird. Ob der direkte oder indirekte Einfluss größer ist, kann man jetzt noch nicht sagen. Daher wird dieses SDG sowohl Gruppe 1, als auch Gruppe 2 zugeordnet.


SDG 11 “Nachhaltige Städte und Gemeinden”: Auf dieses SDG nimmt das Limonaden Unternehmen keinen Einfluss, somit landet es in Gruppe 3 und wird nicht weiter betrachtet.




Schritt 3: Welche SDGs sind Eure?


Ein wichtiger Teil in der Analyse kommt jetzt: Herauszufinden, in welchem Bereich der Einfluss Eures Unternehmens am größten ist. Kleiner Reminder: Ob der Einfluss, den ihr momentan habt, positiv oder negativ ist, spielt hier noch keine Rolle.


Gruppe 3, die SDGs, auf die kein Einfluss genommen wird, können direkt aussortiert werden. Diese Ziele sind den Unternehmenstätigkeiten nicht nahe und hier einen Mehrwert zu schaffen, würde viele Ressourcen kosten.


Für die Analyse der Ziele in Gruppe 1 und 2 können folgende Fragen und Tätigkeiten hilfreich sein:

  • Auf einer Skala von 1 - 10, wenn 10 der maximal positive/negative Einfluss ist, denn das Unternehmen haben kann - wo steht ihr jetzt?

  • Wo könntet ihr stehen, wenn die Erreichung dieses Ziels auch das Ziel des Unternehmens wäre?

  • Kann das Unternehmen kurzfristig, mittelfristig und/oder langfristig Einfluss nehmen?

  • Welche messbaren Indikatoren gibt es für das Ziel (CO2 Ausstoß, produzierter Müll, Menge recycelter Verpackungen, …)

Tipp: Verbildlicht Eure Gedanken und Ergebnisse - legt die SDGs auf eine aufgemalte Skala, schreibt die Indikatoren dazu. Das hilft beim Ordnen der Gedanken und ihr könnt die Punkte immer wieder hin und her schieben.


Habt ihr die Einteilung vorgenommen, wird klar, in welchen Bereichen ihr den größten Einfluss nehmt, egal ob positiv oder negativ. Auf Basis dessen könnt ihr nun 1-3 SDGs auswählen, bei denen ihr wirklich einen Mehrwert leisten könnt. Sei es, indem ihr die Belastung, die das Unternehmen momentan verursacht, in positiven Einfluss umkehrt, oder Eure zuträglichen Handlungen noch verstärkt.


Beispiel zu Schritt 3

In diesem Schritt fängt die Detailarbeit an. Vor allem wenn es um das Festlegen von messbaren Indikatoren geht. Wie viel % der Verpackung recycelt ist, lässt sich vergleichsweise leicht feststellen. Den genauen CO2 Ausstoß eines Produktes herauszufinden, bedarf in der Regel mehr Arbeit und Recherche. Hier hilft es, sich noch einmal auf den Anfang des Prozesses und die Fragen “Welchen positiven Einfluss haben wir auf das SDG” und “Welchen negativen Einfluss haben wir auf das SDG” zurück zu besinnen. Wie lassen sich die dort genannten Punkte messbar machen?


Mögliche Indikatoren bei unserem Beispiel:

  • Co2 Ausstoß pro Flasche

  • Verzicht auf Nutzung begrenzter Ressourcen

  • Einführen der Produkte in die Kreislaufwirtschaft bis 2030

  • Umstellung auf regionale Produkte, dadurch Verzicht auf Transportwege mit Flugzeug und Schiff

Eine verbildlichte Skala der jeweiligen kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Einflüsse könnte zum Beispiel so aussehen:




Schritt 4: Ziele für die SDGs festlegen


Mit den 1-3 Zielen, die ermittelt wurden, geht es jetzt in die Feinplanung. In diesen SDGs könnt Ihr den größten Einfluss nehmen. Das passiert jedoch nur dann, wenn klar ist, was passiert und welchen Impact das Unternehmen in den Bereichen haben soll.


Schaut Euch die Indikatoren aus dem letzten Schritt noch einmal an. Sind sie vollständig, sind sie sinnhaft? Passt wenn nötig noch einmal an.


Ist das geschehen, empfiehlt es sich, folgende Fragen zu stellen:

  • Was wollen wir bis wann erreichen?

  • Was sind kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele?

  • Was ist zur Erreichung der Ziele notwendig?

  • Wer ist verantwortlich?

  • Wie wird reported?

  • Wo steht das auf der Prioritätenliste?

Hier gibt es einige Online-Tools die bei der Planung von Nutzen sein können, die gute alte Excel-Tabelle ist aber auch ein hervorragender Helfer.

SMARTe Ziele setzen


Das Setzen von Zielen ist wichtig, um das Unternehmen weiterzuentwickeln und den gemeinsamen Weg festzulegen. Dabei ist es wichtig, dass die Ziele SMART sind, also:


S - spezifisch

M - messbar

A - attraktiv und anspruchsvoll

R - realistisch

T - terminiert


Beispiel zu Schritt 4

In den vorherigen Schritten hat das Bio-Limonade Unternehmen herausgefunden, dass SDG 12 eines der Ziele ist, zu dem es maßgeblich beitragen kann.


Für den Indikator “Transportwege mit Flugzeug und Schiff” kann der nächste Schritt so aussehen:


SDG 12 “Nachhaltig konsumieren und produzieren”

Frage

Beispiel-Antwort

Was wollen wir bis wann erreichen?

Kompletter Verzicht auf Transporte mit Flugzeug und Schiff bis 2026

Was sind kurzfristige Ziele?

  • Aktuelle Emissionen verringern, durch geschickte Logistik

  • Rezepturen neu denken und Produkte aus Übersee ersetzen

Was sind mittelfristige Ziele?

  • Produkt Testungen und Rezepturen anpassen

  • Hersteller:innen finden, die neuen Ansprüchen entsprechen

Was sind langfristige Ziele?

​Komplett auf regionale Erzeuger:innen umsteigen

Was ist zur Erreichung der Ziele notwendig?

  • Angepasste Rezeptur

  • Festlegen, welche Voraussetzungen Partner:innen und Erzeuger:innen erfüllen sollen

Wer ist verantwortlich?

Naomi, Beauftrage Nachhaltiger Konsum


Schritt 5: Die Umsetzung und das Reporting


Die nächsten Schritte stehen fest, die Ziele sind gesetzt und Verantwortlichkeiten sind verteilt. Jetzt beginnt die Umsetzungsphase und das Reporting dessen, was passiert. Anhand der Indikatoren gibt es klare Ziele, die bis zu einem festgelegten Zeitraum umgesetzt werden sollen.


Es empfiehlt sich, regelmäßige Updates in den verschiedenen Arbeitsbereichen durchzuführen und sich selbst die Zeit zu geben, die Arbeitsroutinen und Prozesse, die es vorher gab, anzupassen und neu zu lernen.


Wichtig: Setzt realistische Zeiträume. In unserem Beispiel ist die Rede davon, Rezepturen anzupassen, das ist selten in wenigen Wochen möglich und bedarf etwas mehr Zeit. Kleinere Änderungen hingegen können schneller umgesetzt werden.



Schritt 6: Die Kommunikation


Ehrliche und transparente Kommunikation ist der Schlüssel! Wer vorher nichts mit den SDGs am Hut hatte, wird dies nicht innerhalb von einem Monat ändern können. Wahrscheinlich passieren Fehler, und vielleicht klappt nicht alles auf Anhieb. Der ein oder andere Gedanke, wurde vielleicht noch nicht zu Ende gedacht.


Nehmt Eure Kundinnen und Kunden mit auf die Reise. Berichtet von Euren Erfolgen und auch von den Misserfolgen. So können Vorwürfe in Richtung Greenwashing vermieden werden und ihr werdet als nahbarer und menschlicher wahrgenommen. Mit Hilfe von jährlichen Nachhaltigkeitsreports könnt Ihr außerdem genau dokumentieren, was passiert ist und wie Ihr Euch für die Erreichung der von Euch gewählten SDGs einsetzt.



Für die Mutigen


Die Erde als Ort für Mensch und Natur zu bewahren und soziale Gerechtigkeit zu erreichen ist ein gemeinsames Ziel, welches nur erreicht werden kann, wenn alle sich dafür einsetzen. Die SDGs können als Kompass für Unternehmen dienen und bieten sich als Grundlage der Entscheidungsfindung an. Herauszufinden, welche SDGs Ihr besonders unterstützen könnt, wird Euch nicht nur als Team näher zusammenbringen. Es wird auch dafür sorgen, dass Ihr einen echten Beitrag zu nachhaltigen Verhaltensweisen, auch in der Wirtschaft, leistet. Wir möchten Euch dazu ermuntern, mutig zu sein, Entscheidungen zu hinterfragen und die Wirtschaft der Zukunft mitzugestalten. Viel Erfolg beim Identifizieren eurer SDGs!


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